Читать книгу Hans Grünauer. Roman онлайн

27 страница из 67

Ich war völlig zufrieden, es nur so weit gebracht zu haben, und verließ die Stube, um in einem angebauten Holzschuppen zu warten, bis der Schneiderjunge durch verabredetes Klopfen mir das Zeichen zum Wiedereintritt gebe. Es war sehr kalt und ich trug ein sehr dünnes Gewändlein. O was fror michʼs zwei Stunden lang und das Klopfen wollte noch immer nicht erfolgen! Der Schuppen lag gegen eine steile Hügelseite, dem Sonnenlicht kaum im höchsten Sommer zugänglich; jetzt schimmerte der bläuliche, staubig gefrorene Schnee durch die weitoffenen Bretterfugen der Wand und auch auf den Querbalken derselben lag bei jeder Fuge ein Häufchen hereingewehten Schnees, und im Schuppen stand eine Anzahl Holzblöcke, an welchen der Schnee seit dem Transport noch klebte. Ich bekam den sogenannten Kuhlnagel an Fingern und Zehen dermaßen, daß ich vor Schmerz die Zähne aufeinanderbiß und eine grausame Kälte durch meinen Körper rieselte. Aber ich hielt aus, es hätte mich gewiß eher mein Leben gekostet, als daß ich auf die verheißene «Beatushöhle» verzichtet hätte. Es war Nacht und immer kälter geworden, als das Klopfen endlich erfolgte und ich steif wie ein gefrorenes Hemd zur Türe hereinstakelte. Da wollte der Junge erst noch Umstände machen und es bedenklich finden, mir das köstliche Büchlein anzuvertrauen, von dem vielleicht in der ganzen Schweiz kein zweites Exemplar zu finden wäre. Doch überwog schließlich sein Menschlichkeitsgefühl und ich erhielt das Büchlein. Selig wackelte ich nach Hause in die warme Stube und bat die Mutter, ein Licht an­zuzünden und den Tisch herunterzulassen, der mit Zapfen in ­Leisten an die Wand befestigt war und nach dem Essen allemal aufwärts an die Wand gelegt und mittelst eines Riegels festgemacht wurde. Die Mutter, selbst begierig, das berühmte Büchlein zu sehen, entsprach meinem Verlangen sogleich, ich aber fühlte erst jetzt in der Wärme die volle Stärke des Kuhlnagels und las der Mutter heulend die erste Seite vor.

Правообладателям