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Es wolle indessen auch niemand wähnen, ich hätte meine freie Zeit, das heißt, die Stunden außer der Schule, lediglich auf Spiele und Liebhabereien irgendwelcher Art verwenden gedurft; diese glückliche Zeit war für mich vorbei, bevor sie eigentlich dagewesen war. Mit dem siebenten Jahre kam ich in die Schule; daß ich aber mit dem achten schon für die Weberei der Mutter Garn spulen mußte, ist mir in frischester Erinnerung geblieben, dieweil mir die Spulerei entsetzlich zuwider war. Der eigentümliche säuerliche Geruch des nassen Einschlages wie des trockenen gesteiften Zettels fährt mir bei jedem Gedanken daran in die Nase. Für jeden Tag war mir eine bestimmte Partie des Garnes zugeteilt, welche unbedingt gespult werden mußte; diese Partie nannte man «Rast», ein Wort, das mir so oft den Atem stocken machte. Alles Widerstreben half nichts, man nahm mir meine Büchlein weg und sparte im äußersten Fall auch körperliche Züchtigung nicht. Meine Mutter war eine seelengute Frau und der Vater besaß auch eine ziemlich weitgehende passive Güte, was beide von roher Behandlung ihrer Kinder zurückhielt; allein hinsichtlich der den letztern zugedachten Arbeitspflicht konnten sie sehr hart sein, da ihnen eben die zu körperlicher und geistiger Entwicklung so nötige Freiheit ein Ding war, von dem sie in ihrer eigenen Jugendzeit nichts erfahren hatten. Wenn es denn doch unter hundert Malen einmal vorkam, daß mir der Rast ganz oder teilweise geschenkt wurde, so machte der Fall Epoche in meinem kleinen Leben, wie der Meilenstein in öden Weiten, der zugleich als Ruhebank hergerichtet ist.

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