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Infolge dieses Verlangens wurde ich dann eines Tages veranlaßt, einen Ausflug nach Bergwinkeln zu machen. Ich sollte allein gehen, man ließ sich jedoch erbitten, mir noch den Bruder Jakob als Begleiter mitzugeben. Der Weg führte über einen hohen Berg, auf welchem Gentianen und Alpenrosen in schönster Fülle blühten. Es war ein herrlicher Sommertag, dessen Herrlichkeit vornehmlich in solcher Höhe zu Augʼ und Herz sprechen mußte. Da lagen die Fernen im durchsichtigsten Duft sommerlicher Bläue, durchschimmert von den Silberfäden klarer Flüsse und den Spiegelflächen ruhiger Seen. Auf den nahen Weiden tummelten sich lustige Rinder, weideten bedächtliche Kühe, klangen in vielfältigen Akkorden die hellen Glocken und die mißtönigen Schellen, jauchzte der Melker den Reigen und sang die alte Kräutersammlerin:

Mein erst Gefühl sei Preis und Dank usw.

und sangen auch wir arme Schlucker:

Wie schön istʼs im Freien,

Bei grünenden Maien! usw.

Ja, mit weit offenen Schnäbeln sangen wirʼs und fühlten an den vollern Schlägen unserer gedrückten Herzen, wie tief der Jammer aller Fabrikindustrie heute unter und hinter uns lag. In unsäglichem Behagen setzten wir uns nach kurzen Strecken in den Schatten des Grünhages, hochragender Eichen und Buchen, überhängen­der Felswälle. All unser Gespräch war Jauchzen, all unser Plau­dern Gesang. Daß bei solcher Stimmung der Gedanke an die Ursache unseres Ausfluges nicht wuchern konnte, versteht sich. Einesmals kamen wir an eine Stelle, wo ich Halt gebot. Wir befanden uns bei einem kleinen Gemäuer, der mir bereits von einem frühern Ausfluge her bekannten Nische, welche das lebensgroße Bild der heiligen Ida enthielt, an der Stelle erbaut, wo die Heilige, der Sage nach, dreißig Jahre lang einsam gelebt hatte, nachdem sie von ihrem eifersüchtigen Gatten von der Toggenburg über einen hohen Felsen hin­untergestürzt worden war. Am Fuße des Gemäuers, wo über uns die schöne Heilige mit reichem Gewande angetan saß, erzählte ich Jakob die hochromantische Geschichte von der edlen Dulderin, die, in ihrer Jugend in Üppigkeit und Bequemlichkeit erzogen, später in einer selbsterbauten Hütte bei Himbeeren und Holzäpfeln ein zufriedenes Leben führen konnte.

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