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Ein anderes Ereignis bestimmte den Vater endlich noch, eine Zeitung zu halten, und da er dieselbe nicht zu lesen verstand, so wurde ich zum Vorleser bestimmt. Das Blatt war ein konservatives und schimpfte weidlich auf seine radikalen Gegner. Die brennende Tagesfrage selbst war religiös-politischer Natur und wurde so ernst verstanden, als handle es sich von Seiten der Regierung um Niederreißung der Kirchen und Abschaffung, wenn nicht jeder, so doch der christlichen Religion. Diese Religionsgefahr machte dem Vater großen Kummer und er gestand seufzend, wenn es Gott gefiele, uns Kinder noch zur Zeit bestehenden Christentums abzu­ru­fen, so tätʼ es seinem Vaterherzen zwar weh, aber er könnte doch der göttlichen Fürsorge nur Dank sagen. Ja, er ging von seiner frü­hern neutralen oder passiven Weise so weit ab, daß er wiederholt zu den Nachbarn bemerkte, das beste wäre, wenn man den Anstifter solchen Unheils erwischen und heimlich auf die Seite schaffen könnte. Gefahr und Kampf nahm täglich zu, offizielle und andere Erlasse, oft umfangreiche Broschüren, traten sich schier auf die Fersen und ich hatte meine herzinnige Freude, so viel Neues zu bekommen. Da das Fremdwörterlesen niemand in Frühblumen so los hatte, wie ich, so glich unsere von Nachbarn oft gefüllte Stube manchmal einem kleinen Hörsaal, und des Professors an Schnitzern reiche Fertigkeit erntete vielstimmigen Beifall.

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