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Margritli saß allein in der niedern dumpfigen Stube, ein alt verfallen Geschöpf mit schneeweißen Haaren, auf den Wangen das letzte verschwindende Rot der verblühten Rose, die freundlichen braunen Augen durch eine schwere Brille armiert. Die kleine Alte hatte die Bibel vor sich und sah bei meinem Eintritt forschend auf. Ich setzte mich nach einem halblauten Gruß auf eine gleich bei der Türe angebrachte Bank und legte den mit Chorälen versehenen, dickleibigen Katechismus neben mich. «Wer bist Du?» fragte Margritli mit sanfter, etwas leidender Stimme – «Grünauers, des Kleinen, Hans», erwiderte ich. – «Ei, komm doch ein wenig her zu mir!» – Ich gehorchte, ich mußte mich hinter den Tisch neben Margritli setzen. Sie legte mir die Hand aufs Haupt, drehte mein Gesicht ihr zu und sagte: «So, Du bist von Grünauers her? Nun, es ist wahr, Du siehst der Familie ähnlich genug. Ach Gott, wie vergeht die Zeit! Wie heißest Du?» – «Hans», entgegnete ich traurig. – «Ach, so!» seufzte Margritli und zog mich näher an sich, «so, Du heißest Hans? Sagʼ, schreibst Du auch gern?» – «O ja, wenn ich dürfte!» antwortete ich bekümmert. – «So, Du darfst nicht? Was mußt Du denn tun?» – «Weben!» wimmerte ich und legte mein Haupt über die untergelegten Hände auf den Tisch. Margritli seufzte mitleidig mit mir: «Ist denn das so etwas Trauriges? Denkʼ, der Mensch muß arbeiten und im Schweiße seines Angesichtes sein Brot essen, das ist ihm bestimmt auf Erden. Aber was möchtest Du denn eigentlich tun?» – «Nur mit Büchern zu tun haben», wehklagte ich, und meine Tränen rannen reichlicher. Und darauf erzählte ich ihr von meinem heißen Verlangen, von meinen kalten Leuten, meinem sehr traurigen Dasein. Ich erzählte ihr aus der überschäumenden Fülle meines Herzens. «Sei nur still, Hans», sagte Margritli mit weicher Stimme, «Du kommst schon noch dazu, Du bekommst schon noch Bücher nach Deines Herzens Lust, ja, so wahr ein Gott lebt und ich hoffe, bald selig zu werden. Der über uns ist, hat Dir einen Genium gegeben, wie er auch schon Deinen Vorfahren getan. Das ist nicht umsonst, und wenn Du nur stille hoffst, so wirst Du es noch mit Freuden erfahren.»

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