Читать книгу Die Gärten der Medusa. Roman онлайн
72 страница из 125
An Deck wurde das Vergnügen an dieser Seefahrt auch nicht größer. Als die Nacht hereingebrochen war und sich Wild daran machte, an seine Taurolle lehnend die Sterne des Himmels zu betrachten, eine Übung, die er auf einer solchen Fahrt als unerlässlich betrachtete, obwohl er die Sterne nicht kannte, ein paar wenige, den Großen Bären, den Orion und ein Vieleck, das wie ein Papierdrachen aussah. Er konnte sich an die Milchstraße halten, die wie ein erleuchteter Karrenweg über den Himmel verlief. Fahrtwind wehte ineins mit Dieselschwaden über das Oberdeck. Wild ging noch einmal zum Bug und stieg in das Eisenfach der Pinte hinunter, machte aber auf der Schwelle kehrt, als er die Männer so laut sah. Einheimische, da hatte er kein Zutrittsrecht.
Die Nacht unter dem Himmel war lang und unbequem. Das Liegen tat weh, Wild fror. So, wie man auf dem Festland nicht frieren kann. Beim ersten Schimmer des Morgengrauens war er auf den Beinen, unausgeschlafen, als er im schwachen Licht, das zwischen Meer und Himmel kaum einen Unterschied ausmachte, ein paar Delfine sah, das heißt mehr ahnte als sah, ihre flachen, pfeilschnellen Flitzer knapp über den Wasserspiegel erhaschte, bevor die Tiere sofort wieder in den tieferen Schichten des Wassers verschwanden; einem Raum, den Wild sich nicht vorstellen konnte oben an seiner Reling, auf diesem Bügeleisen aus Stahl, das die Wasseroberfläche nur auf der dünnen Schicht zu befahren schien, dem Wassertuch über den Tiefen, von denen einer wie Wild nichts wissen konnte. Am Heck zog das Schiff eine Schleppe hinter sich her, auf die ein paar Vögel, wohl Möwen, hie und da niederstießen. Das alles hatte er in den Büchern gelesen, nur viel banaler. Einmal hatte er es nun doch geschafft.