Читать книгу Brief an meinen Vater онлайн

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Schwerer fiel es mir zu verstehen, worum du Gott für die an unseren Tisch geladenen Uhrmacher bitten musstest. Deine Frau empfing gerne Besuch. Die Kinder durften die Gäste begrüßen, nachdem sie in der Küche mit dem «Mädchen» gegessen hatten. Sobald wir uns zu benehmen wussten, durften wir mit den Erwachsenen am Tisch sitzen. Bei solchen Mahlzeiten mit Gästen war nur selten die Rede von Gott oder vom Tod. Du ergingst dich in Ausfüh­run­gen über die Wirtschaftslage, Mutter verriet das Rezept der von ihr servierten Speisen.

Wir empfingen auch solche Leute zum Essen, die auf der sozialen Leiter nicht sehr hoch gestiegen oder von dieser heruntergefallen waren, Bettelarme, Landstreicher, Männer, die aus dem Gefängnis ka­­men, keinen Schlafplatz hatten. Sie wandten sich freundlich an uns Kinder, damit deine Frau ihnen ein Bett im Pfarrhaus anbot.

Du musstest sogar Säufern helfen, das Trinken aufzugeben, indem du zusammen mit ihnen eine Verpflichtungserklärung zu sechsmonatiger Abstinenz unterschriebst. Das fiel dir schwer, dir, der sein Gläschen algerischen Wein liebte.

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