Читать книгу Die Bargada / Dorf an der Grenze. Eine Chronik онлайн
36 страница из 81
Aber sie wartete nicht allein. Giulia, die Orsannas Liebesangelegenheit als ihre eigene Sache nahm und kaum mehr an anderes dachte, wartete mit. Sie wußte, was zwischen den beiden gespielt wurde; sie erriet, was sie nicht wußte. Sie kannte die Gewohnheiten der Liebenden, denn sie huschte nachts im Hause herum und sah, ungesehen, was die beiden trieben. Sie war nicht wenig stolz, auf ihre Art bei allem dabei zu sein, und bildete sich gerne ein, die Fäden, die halte sie in der Hand, und sie sei es, die daran ziehe und die andern nach ihrem Belieben bewege. Verstand sie doch etwas von Wünschen und Wirkungen … Solange das verliebte Tun des Paares anhielt, war sie vergnügt und beglückwünschte sich selbst dazu. Doch früher als Orsanna spürte sie die langsame Wandlung in Giovannis Gefühlen. Sie kam in Sorge. Was sollte das heißen? Der Bursch entzog sich der Bargada? Orsanna wußte ihn nicht zu halten? Da mußte sie einschreiten. Mit sorgfältiger Beflissenheit machte sie sich bereit, Orsanna zu helfen. Nicht vergebens gab es allerlei erprobte Mittelchen, um widerspenstige Freier zu binden, vergehende Liebe neu entbrennen zu lassen … Sie nahm sich die Zeit zu allem Nötigen, verknotete kunstvoll roten Bindfaden und vergrub ihn auf dem Wege, wo er seine geheime Kraft dem Gemeinten entsenden konnte, legte Steine aus, mit Sprüchen geladen, versteckte hinter Bäumen am Wege Männchen aus dem Holz der alten Bargadaesche, die als kräftige Wegweiser dienen sollten. Daß dies nicht viel zu nützen schien, daß Giovanni trotzdem seltener zu Orsanna kam, wunderte sie. Es hieß also, mehr zu tun, einen Schritt weiter zu gehen. Orsanna selbst mußte Mittel anwenden.