Читать книгу Die Bargada / Dorf an der Grenze. Eine Chronik онлайн

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Doch Giovanni dachte nicht daran, nachzugeben. Knecht seiner Frau, Knecht der Alten, Knecht des angestammten Meisters Bernardo, der wohl weggezogen war, aber einmal wiederkehren konnte, was auch Or­sanna dagegen behaupten mochte! Nein; wollte Orsanna nicht zu ihm ziehen, sollte sie es sein lassen. Es gab andere Mädchen, weniger hoffärtige, weniger herrschsüchtige.

Kam er auf seiner Arbeitstour vor der Wirtschaft «Zur Post», die nun von der alten Paulina und ihrer Tochter Alda betrieben wurde, vorbei, setzte er sich gerne hinein. Der Wein war gut, und das Mädchen gefiel ihm nicht schlecht. Solange er in der Wirtsstube saß, lachte sie übers ganze Gesicht. Hatte die Mutter draußen zu tun, ging Alda auf den Fußspitzen bis zu seinem Stuhl und lehnte sich an ihn, der es nicht versäumte, ihre runde Weichheit tastend zu prüfen … Vielleicht waren es auch die Gespräche der Frauen, die ihn fesselten. Sie wußten vieles. Sie wußten alles, auch über die Bargada alles, über ihre frühern und jetzigen Bewohner, über Orsanna … Er konnte von diesen Dingen nie genug hören. Und er brauchte nicht zu fragen, die Frauen wurden nicht müde, zu erzählen. Eine seltsame Begebenheit reihte sich an die andere, und wenn Giovanni etwa auflachte, das sei alles Unsinn, so tischten sie gleich noch weit Besseres auf. Ja, er solle nur lachen! Da gab es ein Fenster im zweiten Stock der Bargada; es war nur angemalt des guten Aussehens wegen, aber – wer hätte es nicht schon gesehen – zu Zeiten, wenn einer der Armini am Sterben lag, dann leuchtete es auf, als brenne dahinter ein Licht … In einem solchen Hause sei nicht gut verkehren … Und hatte sich da nicht die Paulina doch einst überreden lassen, bei den Armini einzutreten und Kaffee zu trinken? Die alte Giulia hatte ihn selbst gekocht und schenkte ihn ein. Oben darauf legte sie ein wenig geschlagenen Rahm, mit Brotkrumen vermischt, und wünschte guten Appetit. Gleich verging der Paulina jedes Gelüste auf den Trank. So nimm doch, nimm, sagte die Giulia und stützte sich dabei auf ihre Ellenbogen, nimm doch, nimm, es soll dir gut tun. Und während Paulina aus Furcht ein paar Schlücke nahm, sah sie die Giulia immerzu sonderbar an. Gerade in den Mund sah sie ihr, das war es, zwischen den Zähnen hindurch in den Mund. Und als Paulina endlich aufstehen, danke sagen und gehen konnte, da war ihr so übel, daß sie nur knapp bis zur Fuchsenbrücke kam. Dort mußte sie sich übers Geländer neigen und mit Wucht alles von sich geben, was sie eben eingenommen … Ob es nun ratsam war, in dem Haus etwas zu genießen?

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