Читать книгу Die Bargada / Dorf an der Grenze. Eine Chronik онлайн

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Sie hatte sich bis dahin gehütet, der Nichte gegenüber, die schwieg, deren Liebesbeziehung zu erwähnen. Heimlich freute sie Orsannas Annahme, sie wisse von nichts. Nun aber konnte sie nicht weiter zuwarten, bis es dem Mädchen paßte, sich ihr anzuvertrauen. Als Nacht und Stunde herankamen, die Giulia als die richtigen errechnet hatte, trat sie sachte in die Kammer der Nichte, ein Licht in der einen, ein Pfännchen in der andern Hand. Orsanna setzte sich im Bett auf, mehr verblüfft als erschreckt, obwohl die Alte befremdlich genug aussah. Sie hatte ihren Rock hoch aufgeschürzt. Über ihre Beine hinunter hingen, bis auf die Füße, ein Paar ausgefranste Männerhosen. Das dunkle Kopftuch versteckte fast ihr ganzes Gesicht. Nur die spitze Nase guckte rot daraus hervor. «So gehtʼs nicht weiter», sagte Giulia ohne Einleitung. «Du mußt etwas tun.» Sie hielt Orsanna das Pfännchen hin. «Das mußt du mit ihm trinken. Er kommt heute nacht, es ist sicher.» Orsanna fühlte wie Erleichterung sie durchflutete, als habe sich in ihr plötzlich eine Schleuse geöffnet. Ohne den kürzesten Zweifel war sie für das Unternehmen der Alten gewonnen. Die Frauen sahen sich an. Da gab es nichts zu erklären, auch nichts zu verstecken. Eine Spiegel der andern, nickten sie sich gleichzeitig zu. Orsanna nahm das Pfännchen und neigte ihr Gesicht darüber. Langsam zog sie den herben Geruch der Kräuter ein. Als sie aufsah, war die Alte verschwunden.

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