Читать книгу Die Bargada / Dorf an der Grenze. Eine Chronik онлайн
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Schneller als mit den Mädchen auf dem Tanzplatz fand er sich mit den Männern beim Bocciaspiel zurecht. Dort war er in seinem Element. Die Kugeln gehorchten ihm: sie flogen und rollten, sie drehten sich auf der Stelle oder wirbelten über den Grund, sie trafen von fern in hohem Bogen, von nahe wie an einem Faden zum Ziel gezogen. Sein Auge war scharf, seine Hand ruhig und seine Bewegungen stark und geschmeidig. Bald gehörte er zu den besten Spielern im Umkreis. Man suchte ihn als Partner. Man bewunderte, man beklatschte seine Geschicklichkeit. Es tat ihm wohl, wenn er es auch nicht verriet. An einem Wettspiel, das über manche Wochen hin jeden Abend zwischen den Arbeitern des Vetters, alles leidenschaftliche Anhänger des Spieles, ausgetragen wurde, blieb er der Sieger, selbst verwundert über sein Glück. Der Vetter klopfte ihm auf die Schulter und hieß ihn neben sich sitzen. «Das hast du von deinem Vater. Ihr habt ruhigeres Blut als wir, so gewinnt ihr uns schließlich auch die schönsten Frauen ab.» Bernardo ließ sich stolz feiern. Er saß in der Mitte des langen Tisches und schaute in die lachenden, geröteten Gesichter seiner Kameraden. Das erstemal, daß er das Gewicht nicht spürte, das er sonst mit sich trug. Er wunderte sich darüber. Als wäre er aus einer dicken, schweren, pelzigen Haut herausgekrochen, die ihn bis jetzt an allem gehindert, von allem getrennt hatte, und nun irgendwo hinter ihm läge, leer und überflüssig, fühlte er sich befreit, endlich den andern gleich. Er wagte es, nicht nur zu Späßen der Freunde zu lachen, sondern selbst Witze zu erzählen, über die zu lachen war. Woher er sie bezog, das hätte er nicht sagen können. Sie stiegen in ihm auf und sprangen heraus, ihn so verblüffend wie die Gesellschaft, der er sie zum besten gab. An diesem Abend entdeckte er in sich das Vergnügen an raschen, schlagenden Worten, an frechen Gedanken und wohl auch an unerlaubtem Tun.