Читать книгу Die Bargada / Dorf an der Grenze. Eine Chronik онлайн

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Bei Tisch wußte er die besten Scherze vorzubringen, antwortete am witzigsten, erzählte die gewagtesten Geschichten und übertrumpfte sich zum Schluß selbst durch eine Fertigkeit, die er soeben an sich entdeckte. Um der Hitze auszuweichen, hatte sich die Gesellschaft im Sälchen der Osteria das Essen auftragen lassen. Die Speisen zogen Schwärme von Fliegen an, die lästig wurden und über die sich schließlich alle beklagten. Bernardo, der ziemlich getrunken hatte, hob lässig die Hand, um eine Fliege zu vertreiben. Sie flog ihm zwischen die Finger, die er nur zu schließen brauchte – schon war sie gefangen. Er schob sie unter ein umgekehrtes Glas. Ein zweites Mal gelang ihm dasselbe. Da rief er den andern über den Tisch hin zu, sie sollten schauen, wie man es mache, um die Fliegen loszuwerden, man nehme sie ganz einfach so – und so – und so. Er griff ruhig in die Luft, und jedesmal erwischte er eine Fliege, nicht anders, als ob es das Einfachste der Welt wäre. Man lachte, man versuchte, es ihm nachzutun. Es gelang niemandem, während er weiterfuhr, gemächlich Fliege um Fliege aus der Luft zu pflücken und unter die nächsten Gläser zu sperren, wo sie wild durcheinander surrten. Aus dem anfänglichen Lachen um ihn herum wurde stürmisches Gelächter, Gebrüll, dröhnendes Toben. Leute, die draußen saßen, kamen an die offenen Fenster und starrten hinein, schnell von der Heiterkeit gewonnen. Neugierige drängten nach. Bald waren alle Fenster mit Pyramiden von Leuten angefüllt, die kreischend zusahen, wie Bernardo mit größter Ruhe die Fliegen, ohne je eine zu verfehlen oder eine Bewegung zuviel zu machen, eine nach der andern einfing. Er begriff nicht, wie es zuging, er hatte nie geübt, Fliegen zu fangen. Es ist wie beim Bocciaspiel, dachte er, es geht von selbst. Man klatschte ihm maßlosen Beifall, der sich bis auf die Straße fortsetzte. Im Taumel seines Erfolges vergaß er den Hut aus der Heimat, den Riesenmarmel und die Bärin. Er war glücklich.

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