Читать книгу Die Bargada / Dorf an der Grenze. Eine Chronik онлайн

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In später Nacht, nach viel Tanzen und Singen unter den lampionbehangenen Bäumen des Wirtschaftsgartens, holte er sich bei Teresina den Dank für sein Geschenk.

II. Zwiespalt

Als Bernardo ins Alter kam, erhielt er den Befehl, sich zum Militär zu stellen. Die Armini waren keine Soldaten. Sie hatten es immer noch verstanden, sich dem Dienst zu entziehen. Mochten andere sich dazu hergeben. Sie nicht, sie waren dafür zu gut. Bernardo entschloß sich aber, ohne bestimmten Grund, es anders zu halten. Bis dahin hatte er selten der Heimat gedacht. Stiegen in ihm Erinnerungen auf, verscheuchte er sie mit einem Witz. Nun aber, als er das Aufgebot in der Hand hielt und darauf starrte, war es ihm, er schaue in einen Guckkasten und erblicke darin, von Wetterschein ungewiß beleuchtet, die Bargada. Gut denn: das gab Gelegenheit, einmal nach den Alten zu sehen.

Pfeifend und singend packte er seinen Handkorb und nahm Ab­schied. «Für kurze Zeit, für kurze Zeit!» rief er den Kameraden zu, die ihn zur Bahn begleiteten. Solange der Zug durch die Ebene klapperte, sah er, die Füße von sich gestreckt, die Hände in den Taschen, gleich­mütig Felder sich drehen, auf denen der junge Mais schon hoch stand, Bewässerungsrinnen das Land durchziehen, einzelne große Höfe in ihren weiten Anlagen stehen. Es ging ihn nichts an. Er schälte sich eine Orange und warf die Schalen unter die Bank. An der Grenzstation hielt der Zug lange. Über das Dach des Bahnhofgebäudes ragten Berge auf. Schau, Berge! Schnee lag noch auf den höchsten Kuppen. Frühling! ­Bernardo schnupperte die Luft. Sie roch nach Kohle. Er schneuzte sich in sein frisches Taschentuch. Es wurde schwarz. So ein Dreck, dachte er. Endlich setzte sich der Zug in Bewegung und fuhr durch hügeliges Gelände in raschen Kurven dem Gebirge zu. Bernardo stand aufrecht und schaute hinaus. Er reckte den Hals oder zwängte den Kopf durchs halboffene Fenster, um mehr vom Vorüberflirrenden zu fassen. Es ging dem Seeufer entlang, an Dörfern vorbei, die sich immer rascher folgten, durch Tunnels und Schluchten, auf die Höhe, von der aus über üppige Kastanienwälder hin die Mauern und Türme der Hauptstadt zu sehen waren. Sie lag da auf niedrigen Hügeln, vor dem Eingang des Tales, abwehrend, finster und stolz. Da wären wir denn. Er fühlte sich halb schmerzlich, halb freudig bewegt. Der Zug rasselte in Hast den Hang hinunter, als könne er nicht mehr warten, anzukommen. Die Lokomotive pfiff schrill bei jeder Brücke, jedem Übergang, daß es Bernardo in den Ohren gellte. Er nahm seinen Korb, riß die Türe auf und fuhr das letzte Stück auf der Treppe, über das Getrommel und Gehämmer der Räder lachend, barhäuptig im starken Wind.

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