Читать книгу Spurlos. Andrea Stamms zweiter Fall онлайн

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Die Sonne stand tief, als er die Scharte erreichte. Die Ziegenalp auf der Nordseite war im Schatten versunken. Durch Schotter rutschte er die Felskehle hinab zum Weg. Bei der Runse kniete er nieder, schöpfte mit beiden Händen kaltes Wasser aus dem Rinnsal und trank, bis sein Bauch schmerzte.

Es dämmerte, als er zur Alphütte kam. Die Tür stand offen, ein Glatzkopf und eine junge Frau mit Rastalocken sassen am Tisch. Sie drehten Spaghetti auf Gabeln, tranken Wein. Kerzen brannten. Erstaunt blickten sie auf, als Magnus eintrat. Der Glatzkopf legte seine Gabel auf den Teller, wischte sich mit der Hand den Mund, stand auf. Gehänge wie Löffel baumelten an seinen Ohrläppchen. Er musterte Magnus von Kopf bis Fuss: «Das darf ja nicht wahr sein! Der Magnus.»

Magnus wich einen Schritt zurück. An der schrillen heiseren Stimme erkannte er den Alphirten. Iwan Zemp, sein Wohngruppenleiter. Im Heim hatte er blonde Haare bis auf die Schultern getragen. Christkind nannten sie ihn.

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Sie war zu früh im Dorf, lehnte auf dem Parkplatz vor der «Alpenrose» am Jeep und betrachtete das Haus. Eine Nomadin wird sesshaft, dachte sie. Robert hatte einmal behauptet, ihre Mutter stamme von Fahrenden ab. Andrea war in der Welt «herumzigeunert», wie er das nannte. Jene Zeit lag hinter ihr, etwas Neues tat sich auf, so unbekannt wie der Weg durch die Felswand in Patagonien, den noch nie ein Mensch betreten hatte. Man sagte, die Sesshaften seien stärker als die Nomaden, die sie überall auf der Welt verdrängt und ausgerottet hatten.

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