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Wohl war Stella nicht mehr ganz jung. Sie war sicher schon fünfundzwanzig Jahre alt. Ihr dunkel überschattetes Gesicht bekam um die Nase einen harten Zug, der Mund wurde schmal und der Nacken steif. Aus dem unergründlichen Dunkel ihrer Augen brach manchmal ein seltsamer Glanz, der sich nur langsam in sich zurückzog, und die Brauen schienen zusammenzuwachsen.

Die Sciora, welche oft bei Stella Stoffe oder Teppiche anfertigen ließ oder für Geschäfte bestellte, fand das Mädchen ungewöhnlich wortkarg. Es kostete sie Mühe, mehr als das Notwendigste von ihr zu erfahren. Stella führte ihre Rede biblisch, mit Ja und Nein. Kam ihr Vater etwa herein, verstummte sie vor ihm ganz. Sie neigte den schweren Kopf nach vorn und stimmte im Voraus allem zu, was er anordnen mochte.

Dieses Verhalten fiel bei einem Mädchen ihres Alters und ihrer Eigenschaften auf. Die Sciora machte sich jedenfalls ihre Gedanken darüber. Etwas musste da nicht stimmen. Der hell­äugige, heitere Mann passte nicht zu der dunkeln, stummen Tochter. Man müsste sie zum Reden bringen, dachte die Sciora, es ist schade um das Mädchen. Sie versuchte es bei einem nächsten Besuch mit einigen scherzenden Fragen. Stella schaute sie groß und verwundert an und wendete den Kopf ab. So ging es also nicht.

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