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Da frug sie bei Gelegenheit den Vater, ob der Tochter etwas fehle, sie sei so still. Er sah über seine Brille, die er zum Nach­prüfen einer Teppichrechnung aufgesetzt hatte, die Sciora an, abwehrend und misstrauisch.

Etwas Stechendes stand in seinem Blick. Doch gleich wurde er wieder wasserklar und freundlich. Nein, die Stella sei gesund, es fehle ihr nichts. Sie arbeite vielleicht etwas zu eifrig, sie habe eben Freude am Weben. Das mache sie nervös. Aber sonst fehle ihr nichts.

Über Stellas Geranien waren die Frauen doch ins Gespräch gekommen. Diese Geranien waren eine Sehenswürdigkeit. Oft blieben Fremde draußen vor den Fenstern stehen und staunten. Da waren alle Sorten von Geranien wie in einer großen Auslage beieinander. Altmodische und neue, einfache und gefüllte, weiße mit einer roten Flamme im Herzen, seidenblätterig und fast durchsichtig, zartrosenrote, anzufühlen wie warme Haut, da­zugehörig das große wollige, grüne Blatt, zuckend rote, Trost und Versprechen den Liebenden, büschelige weinrote und fransige violette, die an der Sonne verblassen. Die Stube duftete von Blüten und Blättern. Die Sciora hätte gerne gewusst, was Stella den Pflanzen zuliebe tat, dass sie so reich blühten. Stella wusste nicht, was es sein könnte, sie pflege sie wie andere Leute. Sie lächelte aber und brach einige Schösslinge ab, die sie der Sciora reichte: «Vielleicht ist der Stock so kräftig.»

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