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Die Sciora war von dem Erlebten mitgenommen. Sie ging rasch fort. Unterwegs überdachte sie, was sie gesehen und gehört hatte, und mit Schrecken begriff sie, dass ein großes Unrecht an dem Mädchen seit Jahren geschehe. Das war wohl nicht nur Frömmigkeit, was den Alten verhinderte, seine Tochter zu verheiraten, das sah viel mehr aus wie Habsucht und Eigennutz. Das Märchen vom bösen Vater, da stand es lebendig vor ihr. Sie kam in Zorn gegen diesen alten scheinheiligen Fuchs, sie wollte ihn anzeigen, ihm die Polizei ins Haus schicken, etwas musste doch geschehen, man konnte das Mädchen diesem hartherzigen Menschen nicht überlassen.

Aber wen gingen diese Dinge etwas an? Das Mädchen war volljährig. Es brauchte ja nur fortzugehen.

Und hatte sie sich nicht heute schon in die Sache gemischt, die nicht die ihre war, und damit Unheil heraufbeschworen? Zudem – wusste man alle Hintergründe, alle? Gab es nicht noch etwas hinter dem, was sie heute miterlebt hatte?

Bis sie zu Hause war, hatte sie sich beruhigt und sich vorgenommen, sich nicht um diese Angelegenheit zu kümmern. Sie ging von da an selten ins Haus des Posthalters und vermied es, mit ihm zusammenzutreffen. Mit Stella sprach sie nur mehr über ihre Weberei. Das Mädchen war wieder still und schweigsam wie früher. Es arbeitete fleißig und schien ruhig. Renzo sah man nicht mehr.

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