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«Gehen wir ihn gleich fragen», schlug die Sciora vor, um die Sache ins Rollen zu bringen, über deren Ausgang sie nicht so si­cher war.

Der Posthalter saß im Postbureau und rechnete. Die Frauen entschuldigten sich, ihn zu stören, aber es sei wegen etwas Wichtigem. Und die Sciora brachte den Vorschlag vor. Während sie noch sprach, fiel ihr der böse Glanz seiner Augen auf, der im Widerspruch stand zu seinem freundlichen Lächeln, das ihn nicht verlassen hatte.

Er strich sich den weißen, vollen Schnurrbart zurück, dass man seine Lippen sah, und räusperte sich, bevor er sagte: «Stella bleibt hier.»

Voll Bedauern schaute die Sciora nach dem Mädchen, doch wie erschrak sie, als sie dessen Gesicht sah. Es war wie aufgerissen, der Mund verzogen, die Nasenflügel gebläht und die Augen – ja, das waren Tieraugen!

Einst war die Sciora dazugekommen, wie Knaben mit Stöcken eine Katze zu Tode schlugen. Das Tier konnte nicht mehr gehen, aber in seinen Augen hatte sich alles Leben zusammengepresst, das noch in ihm war. Es hatte die Sciora angesehen: Lebenswut und Todesangst waren im Blick gelegen. Das stand auch in den schwarzen Augen der Stella. Und nun stürzten die Worte aus ihr. «Ich bleibe hier … ich bleibe hier … meint Ihr? Nein, ich gehe. Seit Jahren sitze ich hier und arbeite für Euch. Was tut Ihr den ganzen Tag? Nichts. Ich arbeite, bis mir die Hände weh tun. Was kümmert es Euch? Wenn Ihr nur das Geld bekommt.»

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