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Eine «ganz bestimmte Art der körperlichen Unterwerfung»? Das Kennzeichen der neuzeitlichen Zucht, sagt Foucault, besteht in der Unterwerfung der Körper, in der körperlichen Dressur, ohne dass die Körper von den Zuchtmeistern berührt oder gar beschädigt werden. Die Körper müssen ganz bestimmte Verrichtungen lernen, um rentabel zu sein, und weil der Körper ein Produktionsmittel geworden ist, wird er jetzt nicht mehr gezwackt und verstümmelt wie auf den Folterstätten des Mittelalters, sondern abgerichtet und dressiert. Via körperliche Dressur wird eine Fügsamkeit der Seele bewirkt, und die gefügige Seele wiederum macht auf die Länge sogar jede körperliche Dressur überflüssig.

Die Todesstrafe an sich betrachtet Foucault in diesem Zusammenhang als atypisch in der modernen Gesellschaft, ihre zivilisierte Form jedoch als typisch: während bis etwa zur Französischen Revolution die Hinrichtung oft eine Steigerung der vorgängigen Folterung war und den Höhepunkt der körperlichen Vernichtung darstellte (welche etappenweise vor sich ging), worauf dann eventuell noch die Verbrennung des toten Delinquenten und die Zerstreuung seiner Asche in die vier Winde folgte, ist die Todesstrafe seit dem 19. Jahrhundert in den industrialisierten Gesellschaften ein schneller, relativ schmerzloser Akt geworden: der Körper des Exekutanden wird bis zum letzten Moment und sofort nach dem letzten Moment respektiert, und die Exekution selbst ist ein möglichst kurzer Schnitt (wie bei der Guillotine) oder ein rascher Sturz (wie beim modernen Galgen). Der Körper des 1757 hingerichteten Mörders Damiens hingegen wurde noch langsam, festlich, öffentlich und grausam getötet: vier Pferde, eines pro Bein und Arm, rissen ihn auseinander, bis er zerrissen war, die Henkersknechte mussten mit Beilen und Messern noch etwas nachhelfen und die Gliedmassen anschneiden, welche nicht ohne weiteres nachgeben wollten – Foucault beschreibt's auf beinahe lustvolle Weise, d.h., er zitiert einen Augenzeugenbericht. Der Körper des Untertans gehörte im Ancien régime seinem König, und dieser konnte darüber verfügen, öffentlich: deshalb die eklatanten Hinrichtungsaufführungen vor dem ganzen Volk, ein blutiges Fest, welches die Gesellschaft für den ihr zugefügten Schaden entschädigte. Foucault nennt das «l'éclat des supplices», Glanz der Hinrichtungen.

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