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Überhaupt dieses Büro … (17, avenue Matignon, Paris 8e, teure Adresse). Eine kontinuierliche Berichterstattung über Frankreich ist dort nicht möglich, trotz, oder wegen, des grossen Apparates: sieben Personen, dazu die schönsten technischen Errungenschaften wie Bildkopierer, Textübermittlungsgerät etc. – an der Technik hat es beim STERN noch nie gefehlt. Die Reportage über einen der grossen verstaatlichten Betriebe – was hat sich in einer solchen Fabrik geändert für Arbeiter; Direktoren, Gewerkschaften? –, die ich schon im letzten November vorgeschlagen hatte, konnte nicht realisiert werden, die Idee provozierte im Auslandressort nur Gähnen. Hingegen musste ich über Neujahr zisch und knack, ruck und zuck nach Marbella jetten, um den grössten Bankraub der Weltgeschichte d.h. die leeren Tresore in einer Bank, zu schildern (STERN-Redakteur Meienberg sprach mit den geraubten Edelsteinen). Nichts gegen ausgeraubte Banken, wirklich nichts – aber die grossen französischen Themen sollten deshalb nicht vernachlässigt werden. Eine Reportage über Rassismus in Marseille musste ich «auf Befehl der Chefredaktion» (wie oft habe ich den Ausdruck gehört?) abbrechen – sofort nach Hamburg fliegen, Barbie war ausgeliefert worden, Koch möchte sofort, am liebsten gestern, eine Serie über «Kollaboration und Widerstand» – Wann können Sie liefern, Herr Meienberg? –, welche Arbeit ich in Angriff nahm und leider nach dem Hitler-Tagebuch-Schlamassel unterbrechen musste, weil man als STERN-Vertreter in Frankreich heute nicht über die Hitler-Zeit recherchieren kann, ohne ausgelacht zu werden. Unterdessen kam zum Vorschein, dass bis vor einigen Jahren der Leiter des Gruner & Jahr-Büros in Paris (welchem Verlag der STERN gehört) ein gewisser Benno Schaeppi gewesen war, Landsmann, jetzt in Ehren pensioniert. Schaeppi … Schaeppi … Der Name tönt so vertraut. Und richtig, es handelte sich um jenen historischen Schaeppi, der zahlreiche Schweizer für die Waffen-SS angeworben hatte, Standartenoberjunker, Lieferant der Gestapo etc. Ein paar Meter von jenem Büro entfernt, wo der Oberkollaborateur Schaeppi jahrelang für den Verlag, welchem der STERN gehört, gewirkt hatte, sollte jetzt die Serie «Kollaboration und Widerstand» für den STERN geschrieben werden … Als ich meine Bestürzung darüber einem Kollegen vom STERN mitteilte, wurde mir erwidert: Schaeppi sei von seinen politischen Gesinnungsfreunden, hoch oben im Verlag, engagiert worden, und ich solle nicht den Puristen spielen.

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