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Ich durfte nicht mehr in jenem Haus bleiben; einige Tage später packte ich meinen Koffer, um auch mein vierzehntes Jahr in einem Heim zu verbringen. Ich galt nun nicht mehr als nur verstockt, sondern auch als lügenhaft und verdorben. Ob Tante Monika ihren Friseur weiterhin besucht, weiß ich nicht. Von Onkel Raymond träume ich seit langer Zeit immer dasselbe: Er öffnet eine Tür und heißt mich eintreten; er ist zwergenhaft, stützt sich auf zwei Krücken, trägt Pantoffeln an den Füßen und blickt mich süß an, doch das Zimmer, in dem er steht, ist mit dornigen Gewächsen gefüllt, die kreuz und quer durch den Raum ragen; an einigen sehe ich Blut. Ich habe einen schweren Sack in der Hand und friere; trotzdem kann ich mich nicht entschließen einzutreten, sondern stehe lange Zeit, vor Erwartung und Grauen wie angenagelt, auf der Schwelle – so lange, bis Onkel Raymonds Gesicht sich vor Zorn rötet und entstellt und er mir mit hasserfüllter Gebärde und wie von Ekel gepackt die Türe weist. Dann drehe ich mich um und steige die Stufen hinunter. Wenn ich dann glaube, erwacht zu sein, sind meine Wangen von Tränen nass und ich bin der Meinung, auf den Tod krank zu sein, und entsinne mich, dass ich meine Bettnachbarin gebeten habe, den Arzt zu holen – der Arzt aber ist Onkel Raymond. Nun steht das Mädchen vor mir, keuchend noch vom Laufen, und erklärt: «Der Arzt will nicht kommen; er sagt, er sei von dir enttäuscht.» Mit einem Stöhnen der Verzweiflung erwache ich, höre das Atmen und leise Schnarchen wie von tausend Tierchen, die in kleinen Schachteln verpackt sind, und manchmal den Wind, der das Haus mit vielen Regenvorhängen umwickelt.

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