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Ein schwächer werdender, unsicherer Strich zeigt an, dass die Hand des Mädchens, die den Bleistift führte, leblos über das Papier zur Seite gerutscht und, sich langsam umdrehend, auf dem Steinboden gleich einer halboffenen Blüte liegen geblieben ist; der Kopf neigt sich tiefer, und die Haare bewe­gen sich wie helles, vom Wind gewelltes Gras. «Wenn er mich jetzt sähe», denkt das Mädchen nach einer Weile. Es richtet sich etwas auf, nimmt den Bleistift und zeichnet den Regisseur; er sitzt im Vogelkäfig, und von beiden Achseln hängen die Arme wie gebrochene Flügel herunter. Eulenhaft starrt er durch die Gitterstäbe, denn das Mädchen stellt ihn ohne die dunkle Brille dar, die am Tag und in den Nächten seinen Blick zusperrt.

Der Abstecher

Stämpfli Max, der von der Insel, auf der er zwanzig Jahre lebte, zurückgekehrt war, erzählte von den Alten Zeiten. Er sprach vom Greis, der mit Bleistiften, deren Spitze abge­brochen war, unermüdlich Geisterschrift geschrieben hatte, Briefe oder Gedichte, die niemand, selbst der Alte nicht, hatte lesen können. Als Kinder hatten sie ihn verspottet. «Er wollte nach dem Tod seiner Frau», sagte Stämpfli Max, «die Augen nicht mehr anstrengen; sie waren auf die weiße Leere gerichtet, die er überschreiben, die er mit Worten zudecken wollte, aber er vermochte es nicht.»

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