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Hätte man aus der Innenausstattung des Hauses auf den Charakter seiner Bewohner schließen wollen, wäre man in Verlegenheit geraten, als müsse man aufgrund eines Bauchinhalts die Eigenschaften des Trägers dieses Bauches enträt­seln. («Bauch ist Bauch» war übrigens der Lieblingsausspruch Onkel Pauls, dessen er sich immer bediente, wenn man ihn in irgendeiner Angelegenheit um seine Meinung fragte. Er schien damit vielleicht auf eine etwas rätselhafte Art sagen zu wollen, alles sei relativ, alles sei im Grunde gleichermaßen wertvoll oder wertlos, so und so zu betrachten, habe seine Vorder- und seine Kehrseite, sei positiv und zugleich negativ, aus diesem Grunde anzustreben und aus jenem Grunde zu verachten.) Onkel Paul besaß einen Fernsehapparat, schöne, alte Bauernmöbel nebst Stühlen, die Abortschüsseln glichen, eine im Warenhaus gekaufte abstrakte Frau, die Ähnlichkeit mit einem Eselsohr hatte, eine rosafarbene Badewanne und eine beachtliche Bibliothek, denn er war eine Leseratte.

An einem Samstag im Frühling trugen fremde Menschen den kleinen Leo ins Haus, weil er von einem der großen Lastwagen überfahren worden war; die Fenster standen offen und breiteten ihre Flügel weit aus, als wollten sie davonfliegen. Während Tante Elise dem Arzt telefonierte, kniete Onkel Paul am Bett des Knaben, der mit einem scharfen Wenden seines Kopfes hierhin und dorthin blickte und mit einer eigentümlich kalten, heiseren Stimme unverständliche Worte sprach. Blut floss schräg über sein Gesicht, das der Onkel mit einem Taschentuch immer wieder zitternd abwischte.

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