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Ein Traum, der so groß war, dass er das ganze Zimmer ausfüllte, die Wände sprengte und überallhin floss wie ein farbiger Brei, der wunderliche Formen annimmt, zeigte dem Knaben die Daumen seines Onkels, die aus den Händen krochen, sich vermehrten, wie Zeppeline durchs Zimmer flogen, gegeneinanderstießen, schreiend, mit offenen Mündern um die Lampe wirbelten. Die Menschen und Gegenstände erstarrten, die Nacht wuchs aus den Dächern und warf ihren Schatten ins Zimmer. Mahlzeiten, die Leo geliebt hatte, erstanden vor seinen Augen, doch waren sie sonderbar verzerrt, als ob man sagen würde: «Ich bud» statt «ich badete»; nicht aus Unwissenheit, sondern aus einem unerklärlichen Übermut oder Überschwang, der der Sache gar nicht ange­messen war. Eine Bratwurst mit Zwiebeln roch nach Vanille, einer Torte entstieg Knoblauchgeruch, eine Forelle war zäh und klebrig wie Nougat.

Je länger Onkel Paul das Kind anblickte, desto fremder kam es ihm vor; manchmal wurde es plastisch, wie es vorher nie gewesen war (es hatte eigentlich immer unräumlich, verwischt wie auf einer schlechten Fotografie gewirkt), sein längliches Gesicht war wie von einem Heiligenschein umgeben, die Augen wurden überdeutlich, ragten wie Stecknadeln hervor und begannen zu leuchten, hinter seinem Gesichtchen schien sich Unbekanntes zu verbergen, und seinen blutenden, gekrümmten Körper schien es zu ignorieren; es lebte hinter ihm wie der Wahnsinnige hinter den Mauern seiner Zelle, die er nicht wahrnimmt, und wenn er mit dem Kopf an sie stößt, kann man sein wütendes, schmerz­liches Aufbrüllen hören. (Wenn seine Vernunft hie und da den ­Ansturm der Traumbilder zurückdrängte und sich umsähe, würden sich auf seinem Gesicht Erschrecken, Staunen, Widerwillen zeigen, hätten die Hiebe der Dämonen es nicht zerstört.) Der Knabe glich einem Engel, der sich in ein Tier verwandelt, in eine Ratte beispielsweise, sich aber immerzu schämt und die Füße beschnuppert, um festzustellen, ob sie nicht übel riechen, und den Schwanz einzieht wie ein geschlagener Hund, und wenn er irgendwo Seife frisst oder an einer Türe nagt, träumt er von weißen, zarten Flügelchen, ver­meidet es, zu rülpsen, und die sehnsüchtigen Worte: «Wenigstens ein Schmetterling …» drängen sich auf seine Rat­tenlippen.

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