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Reto schließt das Fenster und wendet sich um. Die Finger der Nacht schieben sich schon den Wänden entlang – bald werden sie sich schließen, und Reto wird sich im Dunkel dieser Faust auf dem Bett ausstrecken. Er hat das Zimmer noch für diese Nacht gemietet und genießt gespannt und ein wenig furchtsam wie ein Kind die ungewohnte Umgebung. Er schüttelt einige Male unwirsch den Kopf, denn er glaubt Hedwig zu sehen, wie sie vom Bettrand hüpft, ihr weites, weißes Kleid zurechtzupft und ihn anlächelt. Ihr Lächeln ist wie eine Zusammenfassung, eine Art Abkürzung, wie ein Zeichen, das für sie und ihr Leben auf einer sonst leeren Seite steht.

Sie wurde nicht wie Reto in einem abgelegenen Haus am Rand eines schwarzen Waldes geboren; sie stammt aus einem jener Häuser, die sich wie ältliche Freundinnen irgendwo treffen und nun auf der Stelle festwachsen; mit tückischen, verhängten Blicken durchbohren sie jeden Fremdling, der es wagt, sich ihnen zu nähern, und mit lammfrommen, weißen Gesichtern und Blumen auf dem Hut grüßen sie ihn süß, doch plötzlich werden ihre Münder finster, fallen zu, schnellen wieder auf, fallen wieder zu – Versammlungen von solchen Häusern nennt man «Ortschaften», Reto fürchtet sie und ihre Bewohner.

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