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Als Kinder spielten wir Verstecken, «Hunde und Hase». Oder «Siegestor»: Das Tor bildeten die Arme zweier Mädchen, die Himmel und Hölle darstellten; einmal ging auch ich unter diesem Triumphbogen durch.

Manchmal versteckte ich mich in der Erlöserkirche, um die Gesichter der Sünder zu betrachten: Der Pfarrer schickt sie in die Hölle, die Sünder, und lässt sie auf ewig in den Flammen schmoren. Ich aber wollte sehen, was für Gesichter sie hatten. Gern wäre ich in die Rolle des Beichtvaters geschlüpft: Man lernt, die Stimme des Pfarrers nachzuahmen, versteckt sich im Beichtstuhl und lässt sich die Sünden erzählen. Gern hätte ich unter den Röcken der beichtenden Frauen Zuflucht gesucht. Oder unter dem Mädchen, der ich im Winter half, mit einem Stein das Eis zu brechen auf dem großen, am Dorfrand neu gebauten Waschtrog mit den Säulen. Im Frühling sah ich ihr gern zu, wenn sie Wäsche wusch. Sie sang beim Waschen. Ihre Stimme war silberhell, aber sonntags in der Kirche vernahm ich sie nie, denn in der Kirche singen nur die Männer; Eva, die aus einer Rippe Adams gemacht ist, muss still in ihrer Bank sitzen. Doch am Waschtrog sang das Mädchen.

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