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Ein Mädchen aus dem Städtischen Kinderheim, eines im schwarzen Kittel des Heims, wurde für die beste Behandlung des Themas ausgezeichnet: Es wurde eingeladen, den Aufsatz mit seiner misshandelten Stimme vor den Inspektoren, den Lehrern und den Eltern vorzulesen.

Das Mädchen wurde später Oberschwester in der Geriatrie; Gina traf sie in der Stadt am See, als sie bereits weit weg wohnte. Die Geriatrieschwester arbeitete in der Abteilung des Heims, in der sich schon seit Jahren Ginas Eltern in Pflege befanden: Sie selbst in ihrem blauen Kittel erkannte sie, als sie ihren Namen hörte. Danach waren sie öfter, wenn sie sich auf den Fluren begegneten, stehen geblieben und hatten Neuigkeiten ausgetauscht; mit ihrer rauen Stimme hatte das leitende Mädchen an manchen Sonntagen Ginas Kinder in die Bar des Heims halb heimlich auf eine Eiswaffel eingeladen.

Jahre später, als Gina von Zeit zu Zeit in die damalige Stadt zurückkehrte, um das leere Haus wiederzusehen und dem Friedhof Grüsse zu bringen, wusste sie, dass sie die Geriatrieschwester an der Bushaltestelle traf: immer ein bisschen in Uniform, am Aufschlag der Jacke eine weisse Uhr, rund wie jene der Schule oder des Krankenhauses. Während der Minuten im Bus sprachen sie über die Arbeit, über die alten Patienten, über die herangewachsenen Kinder. Über den See nicht, natürlich nicht; und doch schien er immer gegenwärtig zwischen ihnen, und wäre er nicht da gewesen, wäre er niemals da gewesen, hätten sie in den wenigen ausgetauschten Sätzen nicht das über die Ufer getretene Wasser, das sie vereinte, unausgesprochen lassen können.

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