Читать книгу Anna Göldi - geliebt, verteufelt, enthauptet. Der letzte Hexenprozess und die Entdämonisierung der Frau онлайн

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Wer ein Amt übernahm, behielt es gewöhnlich ein Leben lang und war niemandem ausser Gott Rechenschaft schuldig. Besonders deutlich brachte der Diakon von Schwanden dieses Gottesgnadentum zum Ausdruck, als er in seiner Landsge­mein­depredigt von 1780 die göttliche Ordnung erklärte. Diese unterscheide zwei Klassen von Menschen: die mächtigen «Oberen» und die zu Gehorsam verpflichteten Unterta­nen.

Wie kaum ein anderer verkörperte dieses ständestaatliche Machtverständnis Gottesmann Tschudi, damals der bedeu­tendste evangelische Geistliche im Land Glarus. Als Pfarrer des Hauptortes hatte er eine traditionell starke Stellung. Seit Ulrich Zwingli (1484–1531), der noch vor der Reformation Glarner Pfarrer war zwischen 1506 und 1516, hatte kein anderer Priester das kulturelle und politische Leben des Landes Glarus so geprägt wie der begnadete Kanzelredner und charis­matische Tschudi. Im Jahr des Göldi-Prozesses stieg er zum Camerarius auf, zum obersten Geschäftsführer der evangelischen Landeskirche.

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