Читать книгу Anna Göldi - geliebt, verteufelt, enthauptet. Der letzte Hexenprozess und die Entdämonisierung der Frau онлайн

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Weiterer Berührungspunkt: Doktor Tschudi war als Mitglied des Chorgerichtes auch ein Richterkollege von Landam­mann Tschudi und Pfarrer Tschudi. Nun sollten ausge­rech­net diese beiden in einem delikaten Fall gegen ihn ermitteln.

Die Frage, was die Magd aus Sennwald dazu bewogen hat­te, an die obersten Sittenwächter des Landes Glarus zu gelangen, gehört zu den grossen Mysterien des Anna-Göldi-Falles. Warum informierte sie den Landammann und den Pfarrherrn über angebliche Verfehlungen von Doktor Tschudi? Hätte sie nicht damit rechnen müssen, dass sich ihre ­Beschwerde als Bumerang erweisen würde?

Offenbar musste aus Sicht von Anna Göldi etwas Gravierendes vorliegen. Trieb sie Wut, pure Verzweiflung an oder der verletzte Stolz einer Frau, die erniedrigt, missbraucht und vielleicht sogar vergewaltigt worden war?

Der Prozessverlauf wirft eine weitere Frage auf: Warum waren nicht nur Anna Göldi und Doktor Tschudi ein Thema, sondern auch das Kind Annamiggeli? War Annamiggeli Op­fer von Übergriffen geworden? Letzteres zu bejahen, wäre reine Spekulation und geht aus den Akten keinesfalls hervor. Und Doktor Tschudi bestritt stets jeglichen «fleischlichen Umgang» und bezeichnete Göldis Vorwürfe als «teuflische Anspinnungen».

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