Читать книгу Anna Göldi - geliebt, verteufelt, enthauptet. Der letzte Hexenprozess und die Entdämonisierung der Frau онлайн

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Als der Fall in Gang kam, versah der 34-jährige Doktor Johann Jakob Tschudi bereits hohe Ämter. Er war Mitglied des evangelischen Rates, der die oberste exekutive Gewalt ausübte, vergleichbar mit dem heutigen Regierungsrat. Zudem sass er im Fünfergericht, das über Nachbarstreitigkeiten und Schuldforderungen entschied, sowie im Neunergericht, das zuständig war für Erb- und Eigentumsstreitigkeiten. Und schliesslich war er Mitglied des evangelischen Chorgerichtes. Er gehörte also ebenfalls zu den höchsten Sittenwächtern des Landes.

Umso schwerer wogen die Vorwürfe gegen ihn. Ausge­rechnet dieser angesehene Familienvater, Arzt, Politiker und Richter sollte seine Ehefrau betrogen haben? Und erst noch mit seiner Dienstmagd?

Ehebruch galt nicht nur als anstössig und unstatthaft, sondern als eines der schlimmsten Delikte. Dieses wurde gemäss damaliger Rechtsauffassung meistens nicht von Männern, sondern von Frauen begangen. Die Rechtsprechung ging vor allem von ledigen Frauen als Übeltäterinnen aus, die verheiratete Männer verführten.

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