Читать книгу Lochhansi oder Wie man böse Buben macht. Eine Kindheit aus der Innerschweiz онлайн

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Die Befürworter dieses Projekts wurden «die Trockenen» genannt, es waren dies begreiflicherweise vor allem Viehzüchter, während ihre Gegner, die die altbewährte Alpwirtschaft vertraten, «die Nassen» hiessen. Ein Durchstich kam schliesslich dann allen Widerständen zum Trotz zustande, was unten in Giswil zu einer gewaltigen Überschwemmung führte, aber den Seespiegel wie vorausberechnet absinken liess. So weit absinken liess, dass das heilige Inselchen des Lug auf einmal wieder zum Vorschein kam und an den Ufern eine Menge neues Weideland entstand. Ein Umstand, der natürlich den Wohlstand der Viehzüchter in der Gemeinde beträchtlich steigerte, was aber wiederum zu Neid und allerlei Geplänkel Anlass gab. Das politische Gezänk und die Folgen dieser Seeabsenkung bilden das Hauptthema der literarischen Arbeit von Rosalia Küchler-Ming.

Doch irrt man sich gewaltig, wenn man denkt, dass damit die Geschichte der Lungerer und ihres Sees zu Ende sei. Die Zwanzigerjahre des letzten Jahrhunderts waren für Bauern und Viehzüchter harte Zeiten. Der Zerfall der Preise für Milch- und Agrarprodukte bewirkte eine Krise, die vor allem die Berglandwirtschaft hart traf. Durch den hohen Milchpreis zur Zeit des Ersten Weltkriegs verblendet, hatten viele Bauern ihre Viehbestände aufgestockt und sich dadurch verschuldet. Nun bekamen sie auf einmal für den Liter Milch, der vor kurzem noch 38 Rappen galt, nur noch 20 Rappen, was für viele den Ruin bedeutete. So emigrierten verarmte Bauernfamilien aus der Innerschweiz in die Städte oder gar nach Übersee, hauptsächlich nach Kalifornien oder Brasilien.

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