Читать книгу Lochhansi oder Wie man böse Buben macht. Eine Kindheit aus der Innerschweiz онлайн

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Grossvater oder Ätti, wie wir ihn hier alle nannten und dem meine ganze Bewunderung galt, hatte als junger Mann das Sattlerhandwerk erlernt. Noch im Alter war er ein wahrer Tausendsassa, er besass eine schöne Singstimme und kannte viele Lieder, einheimische und sogar fremdländische. Er war überhaupt ein fröhlicher Mensch, sehr musikalisch, so konnte er mehrere Instrumente bespielen, vor allem das Schwyzerörgeli, doch auch Klarinette und Piccolo und sogar die Geige. Ihm war es gegeben, die Menschen durch seinen natürlichen Charme zu bezaubern mit seinen Melodien, Schwänken und Geschichten, doch auch mit seinem Witz und seinen Streichen. Er war auf jeder Stubete, jeder Kirmes, Hochzeit oder Taufe anzutreffen, überall spielte er zum Tanz auf und war darum bei Alt und Jung im ganzen Land beliebt, nicht aber bei den Pfaffen und frommen Betschwestern, die er immer wieder mit ätzendem Spott verfolgte und lächerlich machte.

Er hatte ein bewegtes Leben hinter sich, nun war er bereits Ende siebzig, doch stets noch ein stattlicher Greis mit pfiffigen Äuglein und einem grossen Schnauz, ab und zu ein wenig zittrig auf den Beinen, doch eigentlich noch gut zu Fuss. Vom Land, das der Ätti als Ältester von seinem Vater geerbt hatte, trat er seinem Bruder Josef, dem «Lochseppli», die schöne, ebene Wiese zwischen Alpenblick und Bahnhof ab, dazu das Stielti und den Schwand, sodass ihm schliesslich nur die Hügel blieben, das Berggut Schäffschliecht, der Riedplätz in Giswil und ein Stück Wald gegen die Flüe hinauf. Doch konnte er von Anfang an der Landwirtschaft nur wenig abgewinnen, was das betrifft, war er sich mit seinem Ältesten, meinem Vater, einig.

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