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Es wurde in Georgien vor achttausend Jahren zum ersten Mal gekeltert und erfreut uns bis heute. Ein Weltkulturerbe. Doch es gibt Augenblicke, in denen ich den Genuss von edlen Weinen nicht genießen kann. Vor allem dann, wenn man den kleinen Gesichtskreis verlässt, in dem man sich normalerweise bewegt und eine globalere Sichtweise einnimmt. In solchen Momenten wird einem schnell bewusst, mit welchen Problemen Menschen in anderen Orten oder Ländern zu kämpfen haben. Dort geht es ums Überleben. Aus dieser Perspektive bekommen elitäre Genüsse einen schalen Beigeschmack.

Also flüchtet man sich schnell wieder zurück in die vertraute Umgebung. Was kann ein Einzelner schon tun angesichts des Elends auf der Welt? Meistens nichts. Doch es gibt Ausnahmen.

Was haben eine Flasche edler Rotwein und weiße Würste im Schnee gemeinsam? Die Geschichte einer erstaunlichen Solidarität.

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Es begann in einer Villa am Starnberger See. Ich war zum Essen eingeladen und durfte einen exquisiten Wein verkosten. Leider war an diesem Tag meine Stimmung dem Jahrgang nicht angemessen. Es war die Zeit, als sich die Sowjetunion aufgelöst hatte und man ständig Berichte über das Elend lesen konnte, das jetzt in Russland herrschte. Diese Bilder hatte ich im Kopf, als ich das Glas in die Hand nahm. Luxus hier, Armut dort. Die einen verhungern, die anderen genießen. Die einen haben nichts, die anderen von allem zu viel. Damit kam ich an diesem Abend nicht zurecht. Meine Gastgeberin hatte Verständnis für mein Unbehagen. Doch war es berechtigt? Was hätten wir tun können? Da ich auf ihren Einwand nichts Sinnvolles entgegnen konnte, fühlte ich mich noch unwohler. Das Gespräch versiegte. Stumm saßen wir da, unzufrieden mit uns und der Welt.

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