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Die erste Etappe führte uns über Österreich und Polen bis zur russischen Grenze. Am Heiligen Abend gegen neunzehn Uhr kamen wir an, es war längst dunkel. Unser Dolmetscher erledigte die Formalitäten, ich war auf längere Wartezeiten eingestimmt. Doch die Russen waren kulant, es ging schnell weiter. Nach der Grenze machten wir halt, wir waren müde. In einer Bucht neben der Straße bauten wir das Zelt auf, das unser Lager werden sollte.

Dann die festliche Überraschung: Einer der Fahrer zerrt einen Sack mit Weißwürsten hervor. Um diese zuzubereiten, hat er heimlich einen riesigen Bottich auf der Ladefläche verstaut. An die erforderliche Menge an Bier hat er natürlich auch gedacht. Der dampfende Kessel voller Würste im tiefen Schnee – ein Bild, das mir gefällt.

Für Bayern sind Weißwürste nichts Besonderes, für Russen schon. Also gehe ich zurück zum Schlagbaum. Mein gestenreicher Versuch, die Zollbeamten einzuladen, ist erfolgreich. Sie überlegen nicht lange, schließen die Grenze und kommen mit. Minuten später sitzen wir zusammen im Zelt. Mit Worten können wir uns nicht verständigen, das ist auch nicht nötig. Würste und Bier sind gute Dolmetscher. Wir essen, trinken und hören Weihnachtslieder aus dem Kofferradio. Ein großartiger Abend. Vielleicht kein heiliger, aber ein Fest der Freude, trotz klirrender Kälte. Doch die spüren wir nicht. Wir erleben, was es heißt, Mensch zu sein, ohne Vorurteile, ohne Urteile. In dieser Nacht sind wir eine Familie, die fremden Russen und wir, die Fremden aus Bayern.

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