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Die Leute brauchen offensichtlich ständig Ratgeber, die ihnen sagen, was man wann warum essen sollte oder nicht. Wie man sich überflüssige Pfunde weghungern könnte, welche exklusiven Wellnessoasen man dafür aufsuchen könnte. Menschen aus der Dritten Welt, die sich abmühen, überhaupt etwas Essen zu bekommen, würden darüber nur den Kopf schütteln.
Mein Blick fällt auf einen Weinführer. Da ich Rotweine schätze und mir auch ein bescheidenes Know-how angetrunken habe, blättere ich in solchen Bänden manchmal ganz gerne. Die Geschmacksfantasien der Autoren amüsieren mich. Meist versuchen sie, dem Leser ihre Aromasensibilität mit einer Wortakrobatik nahezubringen, die in blumige Höhen enteilt. Die Verkostung einer vollendet vinifizierten Traubensorte wird in subtilsten Nuancen geschildert. Alle verfügbaren Rezeptionssensoren des Autors dürfen sich feinfühlig einbringen, bis der kulminierende Reigen der Adjektive in ein grandioses Finale mündet. Weinpoesie, die sich zwar oft stilistisch verirrt, aber dennoch die liebevolle Huldigung an ein auch von mir geschätztes Getränk ausdrückt.