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Zu ihrem zehnten Geburtstag hat der Vater ihr ein Silberkettchen geschenkt. Sie trägt es um den Hals. Es ist wertvoll. Echtes Silber, geschmiedet in Salamanca. Er hat es von einer seiner Kaufmannsreisen mitgebracht. Ihr teuerster Besitz. Sie löst das Kettchen vom Hals, nimmt es in ihre zierliche Hand und hält es so in die Höhe, dass alle es sehen können. Staunend weiten sich die dunklen Bubenaugen.

„Bringt es mir, taucht für mich“, ruft Isabella und schleudert das Kettchen hoch hinaus ins Hafenwasser, noch ehe die Schwestern oder die Amme realisieren, was da passiert. Unablässig schaut sie diesem herausfordernd grinsenden Pablo ins Gesicht. Er soll es holen. Ihn meint sie.

Aber es ist ein halbes Dutzend Knaben, das wie von der Sehne geschnellt ins Wasser springt. Kopfüber tauchen sie ein, in einem einzigen Atemzug sind die Leiber unter der schaumig wirbelnden Oberfläche verschwunden.

Der Hafen ist nicht tief, zwölf oder fünfzehn Fuß vielleicht. Aber sein Grund ist schmutzig, schlammig, voller Unrat und Müll. Die täglichen Überreste des Fischmarktes werden dort hineingespült, die häuslichen Abfälle der Bewohner von Palos landen dort, außerdem all der Dreck und die Abwässer, die der Rio Tinto mit sich schleppt. Das Wasser ist deshalb trübe wie arabischer Tee.

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