Читать книгу Traumfänger. Ein Leben zwischen Höhen und Tiefen онлайн

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Meine Eltern fügten sich viele Jahre und machten dieses Spiel mit: nach außen hin die feinen Leute, im Hintergrund alles andere als lieb und nett. Ich erlebte mehrmals Situationen, in denen Gewalt angewendet wurde. Ja, da gab es unzählige Momente in meiner Kindheit, die nicht in Ordnung waren. Man wusste es auch in meinem Heimatdorf Allschwil, aber niemand unternahm etwas dagegen. Meine Großeltern waren angesehene Leute, die man eben kannte. Auch meine Eltern getrauten sich noch nicht, gegen sie anzutreten.

Weil man es wusste und schwieg, wurde oft hinter unseren Rücken gemunkelt. Ich dachte mir überhaupt nichts dabei, mit kurzärmeligem T-Shirt herumzulaufen, obwohl meine Arme vom vielen Training beim Circus Basilisk recht geschunden aussahen und blaue Flecken aufwiesen. Als meine Schwester Stephanie und ich dann während eines Trainings wegen einer Kleinigkeit zur Kinderärztin mussten, entdeckte diese die Verletzungen und Wunden an meinen Armen. Sie schaute mich ganz ernst an: «Möchtest du mir etwas erzählen?» Nein, was sollte ich ihr denn erzählen? Sollte sie sich für den Zirkus interessieren? Oder für unschöne Erlebnisse mit meiner Lehrerin? «Du kannst mir wirklich alles sagen. Was hier drin gesprochen wird, fällt unter das Arztgeheimnis», meinte sie dann ernst, mit Blick auf meine Arme. Erst dann begriff ich und lachte: «Ach so, Sie meinen die Wunden und blutunterlaufenen blauen Flecken an den Armen? Das kommt vom Training. Sie dürfen mir gerne einmal zuschauen kommen, dann verstehen Sie, warum ich so aussehe.» Und Stephanie ergänzte: «Wir werden nicht misshandelt, da können Sie ganz unbesorgt sein.» Ich realisierte in dem Moment, dass die blauen Flecken an meinen Armen tatsächlich als Misshandlungen angesehen werden konnten. Von da an bevorzugte ich langärmlige T-Shirts.

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