Читать книгу Traumfänger. Ein Leben zwischen Höhen und Tiefen онлайн

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Jedenfalls überquerte ich noch Jahre später ungerne den Pausenplatz des früheren Schulhauses. Schlimme, beängstigende Gefühle kamen jedes Mal in mir hoch. Ich spürte noch lange nach, wie ich mich damals als kleiner Wurm gefühlt hatte. Manchmal spielte sich ein innerlicher Film ab und ich wünschte mir so sehr, ich könnte den Film nur einmal für einen kurzen Moment in die Zeit von damals zurückdrehen und mir zureden: «Du bist so viel wert. Du bist gut.» Ich würde dem früheren Ich gerne Mut zusprechen. Was geschehen ist, ist geschehen. Aber es ist nicht vorbei. Es ist in uns und prägt uns für die Zeit danach. Es kann den Menschen brechen oder weiterbringen. Mich hatte die Zeit sehr geprägt – und weitergebracht. Und irgendwann werde ich dieses Trauma verarbeitet haben. Irgendwann.

Jahre später begegnete ich der damaligen Primarlehrerin in der Straßenbahn. Es war kurz nach meinem großen Sieg bei «Die grössten Schweizer Talente». Sie streckte mir die Hand hin und ich spürte dieselbe Antipathie wie Jahre zuvor: Sie mag mich nicht. «Ich weiß schon, was du machst», sagte sie kühl, «ich habe dich im Fernsehen gesehen.» Da kam keine Gratulation, keine Anerkennung, kein Lob oder etwas im Sinne von: «Schön, dass du deinen Weg gemacht hast.» Ich weiß nicht, warum ich das von ihr erwartet hätte. Vielleicht, weil sie meine Primarschulzeit so ruiniert hatte. Aber ich war in dem Moment stolz und ich fühlte eine Genugtuung, wie ich sie nie zuvor verspürt habe.

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