Читать книгу Micheles dunkler Fluch: Die venezianische Seherin 3 онлайн
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Dabei geschah mit Michele etwas, was man nur mit einem Satz umschreiben konnte: Der Wahnsinn wurde zu seiner eigentlichen Bestimmung. Grässlich verunstaltet, aber in seiner Beweglichkeit dennoch kaum eingeschränkt, konnte er sich zwar frei bewegen nach seiner Genesung, doch er war zu einem abstoßenden Monstrum geworden, wie beinahe alle ihn sahen. Außer den barmherzigen Schwestern, denen er allerdings in keiner Weise dankbar war ob seiner letztendlichen Lebensrettung, sondern die er hauptverantwortlich machte dafür, dass er für den Rest aller Tage dazu verurteilt war, dieses Monstrum zu sein.
Wie sollte er als solches überhaupt weiterleben können?
Das gelang ihm nur, weil er zu einer Art Ikone wurde: Der Entstellte, der als einziger Mensch offenbar immun war gegen die Pest. Nachweislich. Ein menschliches Monstrum mit offensichtlich magischen Kräften. Den man gern berührte, um von dieser Magie vielleicht etwas auf sich selbst überfließen zu lassen. Für die nächste Pestwelle.
So konnte er weiterleben. Nicht mehr als der Sohn eines angesehenen Schiffsbauers, sondern als der Bettler Michele, den jedes Kind kannte im Armenviertel, an dessen Rand er sich niederließ. Er lebte überwiegend im Freien, weil ihm trotz des Nimbus, der ihm anhaftete, keiner Unterkunft zu gewähren wagte. Doch er lebte nicht wirklich schlecht. Man gab ihm alles das, was er zum Überleben benötigte. Während sein Wahnsinn mit jedem weiteren Tag absurdere Strukturen annahm.