Читать книгу Katharina die Große. Legitimation durch Reform und Expansion онлайн

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Was Katharina von ihren Vorgängerinnen unterschied, war ihr enormes Arbeitspensum, ihr Interesse auch am Funktionieren von Staat und Gesellschaft insgesamt, ihre Liebe zum Detail und nicht zuletzt ihre Bildung und ihr Intellekt. Letztere bildete sie erst in Russland aus und zwar in jenen langen Jahren als Großfürstin an der Seite ihres Mannes, des Großfürsten Peter, der als Gottorfer Herzog Karl Peter Ulrich landfremd war wie sie selbst. Russland, seine Gesellschaft, die Hauptstadt, der Hof und die mit ihnen verbundenen Lebenswelten waren ihnen beiden unbekannt. Beide aber befassten sich auf ganz unterschiedliche Weise mit jenem Land, in dem sie den Rest ihres Lebens verbringen sollten.

Russland um die Mitte des 18. Jahrhunderts

Im Januar 1744 reiste Sophie Friederike, die spätere Katharina II., nach Russland, wohin sie Kaiserin Elisabeth, die Tochter Peters des Großen eingeladen hatte,1 um den ausersehenen Thronfolger Karl Peter Ulrich, ihren Neffen, zu heiraten. Diese Reise von Zerbst nach Russland führte sie über Berlin, wo sie Friedrich II. traf, nach Reval (Tallinn), und von St. Petersburg nach Moskau, wo sie im Februar 1744 eintraf. Ihre ersten Eindrücke von Russland hatte die Zerbster Prinzessin also reisend erfahren: Sie lernte das Baltikum kennen, St. Petersburg, die wachsende Kapitale Peters I. an der Neva, den beschwerlichen Weg nach Moskau, der sich freilich im tiefen Winter mit dem Schlitten vergleichsweise komfortabel und schnell zurücklegen ließ. Alles war um vieles größer und weiträumiger als das, was sie kannte – Stettin, Zerbst, Berlin. Der Raum, so reflektierte Katharina als Großfürstin, aber auch als Herrscherin immer wieder, war für jede Regierung des Russischen Imperiums eine Herausforderung ersten Ranges.

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