Читать книгу Katharina die Große. Legitimation durch Reform und Expansion онлайн

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Die überragende Mehrheit der russischen Bauern (ca. 90 %) war von ihrem Grundherrn abhängig. Die Leibeigenschaft, strukturgebend für den gesamten ostelbischen Raum seit der frühen Neuzeit, erreichte im Russischen Reich ihre wohl bindendste Form.15 Ob der Grundherr ein Adliger, ein Kloster oder die Krone war, der Bauer war an das grundherrliche Land gebunden. Sophie mochte sich in Zerbst keine Gedanken darüber gemacht haben, ob es den Zerbster Bauern auch so ging. In der zu Zerbst gehörenden ostfriesischen Herrschaft Jever, die sie als junges Mädchen besucht hatte und wo sie sich wohl gefühlt hatte,16 waren die Bauern frei. Solche freien Bauern, die sogenannten Einhöfer (odnodvorcy) gab es auch im Russischen Reich, etwa im hohen Norden oder in Sibirien als naturräumlichen Ungunsträumen. Ihre Zahl war jedoch gering. Menschen flohen vor der Leibeigenschaft, etwa an die südliche Peripherie (u krania) in das sogenannte wilde Feld (dikoe pole) und schlossen sich dort mit anderen Kosaken zusammen. Oder sie versuchten vor der Indienstnahme auf Gebiete auszuweichen, in denen sie auf nomadisierende Ethnien trafen, etwa im Kaukasusvorland oder im bzw. östlich des Ural. Durch die Verleihung von Land an den Adel in peripheren Räumen rückte das Prinzip der Leibeigenschaft in Form der Kolonisation jedoch nach.17

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