Читать книгу Katharina die Große. Legitimation durch Reform und Expansion онлайн

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Während man im Zeitalter der Aufklärung die Leibeigenschaft publizistisch unter Feuer nahm, argumentierten die Grundbesitzer, dass sie ihren Bauern auch Schutz und Schirm böten. Die bäuerliche Gesellschaft des Zarenreiches war eine paternalistische und patriarchalische zugleich. Mochte die Leibeigenschaft im fortschreitenden 18. Jahrhundert auch zunehmend in die Kritik geraten und immer öfter mit der Sklaverei verglichen werden. Ökonomisch gesehen existierte auf Seiten der Grundbesitzer offensichtlich kein Handlungsbedarf. Mit ihrem ersten Eindruck von der Bauerngesellschaft wurde Sophie auf ein Thema gestoßen, welches sie in ihrer Herrschaft noch intensiv beschäftigen sollte.20

Die zur Gattin des Thronfolgers ausersehene Zerbster Prinzessin machte in dem Moment, in dem sie den Boden des russischen Reiches betrat, Bekanntschaft mit dem Adel des Imperiums. Insbesondere in St. Petersburg und Moskau lernte sie jenen Adel kennen, der sich spätestens seit Peter dem Großen nach Westen orientierte. Ob freiwillig oder nicht – die mittel- und westeuropäische Hofkultur entwickelte eine Sogkraft, der sich die Adligen nicht entziehen konnten. In der Zeit der Kaiserin Anna waren Deutsch, zunehmend aber auch Französisch die Sprachen des hauptstädtischen Adels.21

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