Читать книгу Katharina die Große. Legitimation durch Reform und Expansion онлайн

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Welche Aufgabe Sophie hier zufiel, wird ihr ihre Mutter auf der Reise eingeschärft haben. Welche Größe, welche Vielgestalt dieses Reich hatte, wird ihr sicherlich kaum bewusst gewesen sein. Und auch die europäische Bedeutung wird sich ihr nur indirekt erschlossen haben – über eine preußische Perspektive. Sophies Vater hatte zur Zeit ihrer Geburt im pommerschen Stettin in preußischen Diensten gestanden; nachdem er die Regierung des Fürstentums Zerbst 1742 übernommen hatte, blieb Preußen der politische Referenzrahmen. Sophie und ihre Mutter Johanna besuchten den Berliner Hof mehrfach.

Die Selbstwahrnehmung Friedrichs II. war die eines Königs, der eine aufsteigende Großmacht im Krieg um Schlesien gegen Österreich in Stellung brachte. Der Feldherr überlagerte in dieser Zeit die Selbstinszenierung als aufgeklärter Monarch. Die Kaiserin Elisabeth verachtete er, auch wenn ihm ihre Neutralität im ersten und zweiten Krieg um Schlesien (1740–1742, 1744–1745) wichtig war.31 Ebenso bedeutend war für ihn eine Abstimmung mit dem Zarenreich über eine gemeinsame Politik gegenüber der polnisch-litauischen Adelsrepublik. Während die russischen Herrscher seit dem Großen Nordischen Krieg (1700–1721) und insbesondere seit dem stummen Reichstag von Grodno das Ziel hatten, die gesamte Adelsrepublik als Protektorat zu lenken und ihnen dies auch weitgehend gelang, etwa im russisch-polnischen Thronfolgefolgekrieg (1733–1736)32 zur Zeit der Kaiserin Anna, bezogen sich die preußischen Ambitionen, wie sie in den Hohenzollerntestamenten niedergelegt wurden,33 vor allem auf Danzig, Thorn und Westpreußen. Sophie und ihre Mutter ›umfuhren‹ dieses Feld außenpolitischer Aspirationen, da sie den Seeweg von Lübeck über Reval nahmen, durchschifften aber gleichsam ein weiteres Politikfeld – die Ostsee.

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