Читать книгу Katharina die Große. Legitimation durch Reform und Expansion онлайн

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Wir besitzen über ihre Kindheit, Jugend und ihre Zeit als Großfürstin nach 1744 vor allem eine zentrale Quelle – die Memoiren, an denen sie schon als Großfürstin, aber auch als Kaiserin vor allem bis etwa 1772, danach nur sporadisch, arbeitete. Von den verschiedenen kurzen und langen Versionen sind fünf französische und zwei russische Textstücke bekannt, die erst 1859 erstmals und nur in Teilen erschienen, nach einer nicht ganz zuverlässigen Abschrift herausgegeben von Alexander Herzen in London. Die Memoiren haben Generationen von Historikerinnen und Historikern fasziniert, weil sie eine Sogkraft entwickeln, der man sich bis heute kaum entziehen kann.4 Insbesondere für die Kindheit sind sie zudem die einzig verwertbare Quelle. Blickt man auf die Stationen ihrer jungen Jahre – die Jahre in der Garnisonsstadt Stettin und in der den Zerbstern gehörenden Herrschaft Jever,5 die wiederholten Aufenthalte in Berlin und den kurzen Aufenthalt in Eutin 1739, wo sie ihren späteren Ehemann, Karl Peter Ulrich, kennenlernte –, so sind weder in der Erziehung her noch über die Nähe oder besser Distanz zu den Eltern außergewöhnliche Vorkommnisse festzuhalten. Dies wollte zumindest Katharina selbst später so gesehen wissen. Als ihr gelehrter Briefpartner, Baron Friedrich Melchior Grimm, 1776 den Wunsch äußerte, nach Stettin zu reisen, antwortete sie ironisch: »In all diesem sehe ich durchaus nichts interessantes, es sei denn, Sie glaubten, die Örtlichkeit sei von Bedeutung und habe Einfluss auf die Geburt passabler Kaiserinnen.«6 Ob und inwieweit die Frömmigkeit und das Pflichtbewusstsein des Vaters oder die Ambitionen der Mutter auf sie gewirkt haben, erfahren wir aus den Memoiren so, wie Katharina es überliefert wissen wollte. Bei Rückschlüssen, Orte, Menschen und Ereignisse hätten sie und ihr späteres Regierungshandeln in dieser oder jener Weise geprägt, ist schon aufgrund der relativen Quellenarmut Vorsicht geboten.7

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