Читать книгу Katharina die Große. Legitimation durch Reform und Expansion онлайн

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Im November 1764 richtete sie das ›Kleinrussische Kollegium‹ ein, das von Petersburg aus die Integration der Ukraine vorantreiben sollte. Zu seinem Präsidenten ernannte sie General Petr Rumjancev, der ihr nach dem Sturz zunächst kritisch gegenübergestanden hatte, aber nun in ihr Netzwerk eingebunden werden sollte. Rumjancevs Wahl war auch ein Signal an die kleinrussischen Eliten, hatte er doch seine Jugend in der Ukraine verbracht.15 Das Hetmanat und die Autonomie der kleinrussischen Ukraine waren abgeschafft, und die verstärkte Expansion des leibeigenschaftlichen Systems in diese Gebiete begann zu dem Zeitpunkt, als es im Russischen Imperium verstärkt in die Diskussion geriet.

Die Zeitgenossen sahen diese Probleme durchaus: Nicht umsonst wurde es zur Aufgabe der 1765 gegründeten Freien Ökonomischen Gesellschaft, sich dieser Probleme anzunehmen und regionalspezifische Lösungsansätze zu erstellen. Die gelehrte Gesellschaft erfreute sich nicht nur des Wohlwollens Katharinas, sie ventilierte gleichsam die Möglichkeiten der Reformen im Russischen Imperium. Ihr Mitgliederkreis bestand aus aufgeklärten Bürokraten, großgrundbesitzenden Höflingen Katharinas, Akademiemitgliedern und korrespondierenden Mitgliedern im Ausland, in Deutschland, Dänemark, Schweden und England. Sie stellte, wenn man so will, einen brain trust der Aufklärung mit einem über ganz Europa reichenden Netzwerk dar. Diese Gesellschaft, die das Jahrhundert der Aufklärung in ihren Gründungsstatuten als das »ökonomische Jahrhundert« bezeichnete, verschrieb sich unter Hinweis auf ähnliche Anstrengungen in Dänemark und Schweden wesentlich der Förderung des Agrarsektors.16

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