Читать книгу Katharina die Große. Legitimation durch Reform und Expansion онлайн

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Diese Gesellschaft schrieb nun 1766 mit Billigung der Kaiserin einen Wettbewerb unter der Frage aus, ob der Bauer produktiver arbeite, wenn er das Land, das er bearbeite, selbst besitze oder nicht. Die Preisfrage lautete:

»Ist es dem gemeinen Wesen vorteilhafter und nützlicher, daß der Bauer Land oder nur bewegliche Güter zum Eigentum besitze, und wie weit soll sich das Recht des Bauern über dieses Eigentum erstrecken, damit es dem gemeinen Wesen am nützlichsten sei?«17

Der Hintergrund war eine von der Zarin gewünschte Diskussion über die Aufhebung der Leibeigenschaft, die rund um die Ostsee, in Dänemark, Schleswig-Holstein, der noch existierenden Adelsrepublik Polen sowie in Livland, Estland und Kurland intensiv geführt wurde. Katharina wollte die Diskussion von der Hauptstadt aus gezielt vorantreiben und steuern und auch die Russen über den aufgeklärten Diskurs dazu bewegen, gleichsam von selbst Schritte zur Aufhebung der Leibeigenschaft vorzuschlagen.

Die Kaiserin sah die menschenverachtenden Auswüchse der Leibeigenschaft sehr wohl: 1762, im Jahr der Machtübernahme, fiel Katharina eine Bittschrift in die Hände, in der die Quälerei von Hausleibeigenen beklagt wurde. Die Gutsherrin Darja Saltykova sollte, so die Bittschrift, ihre Hausleibeigenen derart misshandelt haben, dass sie an den Folgen gestorben seien. Die Kaiserin ging dem Fall nach; es zeigte sich, dass diese Bittschrift bereits die 21. aus dem Gut der Saltykova gewesen war. Die Kaiserin ließ ein Exempel statuieren und einen Prozess anstrengen, der mit der Verbannung der Adligen nach Sibirien und der Einziehung des Gutes endete. Der Fall erregte Aufsehen; er sollte aber kein Einzelfall bleiben. Die Kaiserin sollte in ihrer Herrschaft in 20 Fällen die Einziehung von Gütern wegen Vergehen gegen die Leibeigenen billigen.18

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