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Zangger konnte nichts gegen solche Erinnerungen tun, er wollte auch gar nicht. Es waren wehmütige, angenehm schmerzliche Seelenzustände. Wie eine Fussmassage, die weh- und zugleich guttat.

«Du trauerst deiner Jugend nach», war Seidenbasts Kommentar gewesen, als er ihm einmal von seinen Retrotagen erzählte. «A la recherche du temps perdu.»

«Vielleicht», erwiderte Zangger. Er mochte es nicht besonders, wenn sein Freund ihn analysierte. Und er wollte keinen Vortrag über Marcel Proust hören.

«Das alte Lied», sagte Seidenbast damals, unerwartet nachsichtig. «Wer könnte es nicht singen, wenn er einmal so alt ist wie wir?»

«Du sagst es.»

Sie schwiegen beide eine Weile.

«Die perfekte Methode, die Gegenwart zu verpassen», lautete Seidenbasts nüchterner Schluss.

Zangger hatte sich fast gerüffelt gefühlt.

Aber es stimmte: Auch jetzt hätte er vor lauter Kindheitserinnerungen beinahe die Gegenwart verpasst. Er gab sich einen Ruck. Denn das hier war etwas anderes. Nicht Herrenmode stand heute auf dem Programm, sondern Trekkingausstattung. Da war keine Kleiderverkäuferin, die Zangger einredete, dieses oder jenes Modell stehe ihm vorzüglich. Kein Verkäufer, der ihn belehrte, man trage es heute so, wenn er fand, die Hose sei zu weit oder die Jacke zu eng. Nein, beraten wurde Zangger von seinen Söhnen.

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