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Diese Perspektive vor Augen, widmete sich Phil in seinem kurzen Rückblick anderen erfreulichen Dingen in seinem Leben. Zum Beispiel der Sache mit seiner American Express Card. Die durfte er mit Fug und Recht als ein Geschenk des alten Herrn Zulauf betrachten. Er hatte ihn wie gewohnt in dessen Cadillac an den Vierwaldstättersee chauffiert. Sie liessen sich auf dem Bürgenstock einen gepflegten Lunch servieren, unternahmen zusammen einen kleinen Spaziergang und genehmigten sich danach Kaffee und Kuchen und ein Gläschen Cream Sherry. Phil bezahlte im Speisesaal und im Salon des Parkhotels, im Souvenirshop und an der Tankstelle mit Zulaufs Karte und unterschrieb auch gleich für ihn. Das entsprach zwar nicht ganz dem Auftrag, den er ein Jahr zuvor von Zulaufs Sohn entgegengenommen hatte. Doch Herrn Zulauf senior war Phils Hilfestellung durchaus recht. «Machen Sie das, bitte», bat er ihn mehrmals. «Wissen Sie, ich zittere so.» Zuerst lehnte Phil ab, und Herr Zulauf unterzeichnete mit Müh und Not den Zettel. Einmal aber fiel Phil auf, dass der alte Herr mit «Zauflauf» unterschrieb. Ein paar Wochen später konnte der Greis seinen Namen nicht mehr buchstabieren und nach einem weiteren Monat wusste er nicht einmal mehr, wie er selber hiess. Es blieb Phil gar nichts anderes übrig, als in Zulaufs Namen für die Belastungen von dessen Kreditkarte zu unterschreiben. Denn Bargeld trug der Alte auf Anweisung seines Sohnes keines auf sich. Zulaufs Namenszug nachzuahmen war keine Kunst. Als sie zum letzten Mal vom Bürgenstock in die Altersresidenz am obern Zürichsee zurückkehrten und in Zulaufs luxuriösem Apartment ankamen, sagte dieser: «Behalten Sie das, das ist für Sie.» Und damit drückte er Phil die Kreditkarte, die dieser ihm zurückgeben wollte, wieder in die Hand. Zusammen mit einer Tafel Schokolade, die er auf seinem antiken Sekretär für ihn bereitgelegt hatte. Wenig später erreichte Phil die Nachricht, Herr Zulauf sei ins Pflegeheim Morgenthal verlegt worden und Herr Caduffs Dienste würden vorläufig nicht mehr benötigt. Das Morgenthal verdankte seinen Ruf der Pflege von Alzheimerkranken. Zulaufs Sohn residierte in Monte Carlo und kam nur sporadisch in die Schweiz zu Besuch. Ob er sich noch um die Angelegenheiten seines Vaters kümmerte und ob der alte Herr überhaupt noch am Leben war, wusste Phil nicht. Auf alle Fälle hatte es bei seinen gelegentlichen Einkäufen mit Zulaufs American Express Card bis anhin keine Probleme gegeben.

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