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Frau Stoller, eine alte Dame, war nach der akuten Verschlechterung einer seit langem bestehenden Leukämie in eine tiefe Depression gefallen. Ihr Hausarzt und der Hämatologe hatten ihr, da sie es ausdrücklich verlangte, reinen Wein eingeschenkt. Sie wusste, dass die Chemotherapie keinen Erfolg gebracht hatte und dass ihre Lebensuhr bald ablaufen würde. Sie war untröstlich darüber, dass sie das bevorstehende grosse Familienfest nicht mehr werde erleben können. Und dass sie mit ihrem vorhersehbaren Sterben den Angehörigen die Festfreude verderben könnte. Zangger hatte nach den Regeln der Kunst mit ihr gearbeitet, mit Psychotherapie in einer Form, wie sie für Todkranke angemessen war, und mit Antidepressiva, aber aufgehellt hatte sich ihr Zustand nicht wirklich. Er hatte Frau Stoller geraten, während seiner Abwesenheit die Behandlung bei einem seiner Praxisvertreter weiterzuführen. Frau Stoller hatte sich bedankt, ihm aber zu verstehen gegeben, dass sie das nicht wolle.

Lichtblicke gab es nur wenige. Linda Larsson war so ein Lichtblick gewesen. Aber ihre Behandlung hatte er schon vor einigen Wochen abschliessen können. Das kam vor, wenn doch auch eher selten: dass die Therapie einer ernsthaften Störung nach wenigen Sitzungen erfolgreich zu Ende ging, und erst noch ohne Medikamente. Die aufgeweckte junge Frau war ihre Probleme zielstrebig angegangen und hatte sie in kürzester Zeit in den Griff bekommen. Zangger bedauerte es fast ein wenig, sie so rasch geheilt zu haben. Sie war in seiner Praxis A Breath of Fresh Air gewesen.

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