Читать книгу Katholisch und Queer. Eine Einladung zum Hinsehen, Verstehen und Handeln онлайн

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Trotzdem konnte ich die Doppelmoral irgendwann nicht mehr ertragen. Ich entfernte mich innerlich immer mehr von dieser Kirche und hätte ich 2003 beim Ökumenischen Kirchentag (ÖKT) nicht das Netzwerk katholischer Lesben (NkaL) kennengelernt, hätte ich vermutlich meinen Glauben ganz verloren.

Im NkaL lernte ich ehemalige Ordensfrauen, aktive Gemeindereferentinnen, katholische Theologinnen und viele andere Frauen kennen und wir feierten einmal im Halbjahr gemeinsam Gottesdienst. In diesem durften alle Gefühle vorkommen; wir konnten authentisch sein, alles vor Gott tragen und uns so gegenseitig stärken und stützen. Wir waren nicht mehr allein mit dem Gefühl, von unserer Mutter (Kirche) nicht gewollt zu sein – aussortiert, verboten und abgestempelt. Wir haben viel miteinander geweint, aber auch gelacht. Es waren sehr intensive Gottesdienste, die wir reihum vorbereiteten und in denen unsere Fragen, Zweifel und leidvollen Erfahrungen stets einen Platz hatten. Und irgendeine hat immer für unsere Kirche gebetet, dass sie irgendwann alle ihre Kinder wieder annehmen kann – ohne in sündig und keusch zu unterteilen. Sie zu akzeptieren, wie sie sind – mit ihrem Wunsch verantwortliche Partnerschaften zu leben, ihren Glauben leben zu dürfen und offen zu ihrer Vielfalt zu stehen. Ohne Bewertungen, ohne Abwertungen.


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